Skip to content
Teilhabe Freizeit

Zum Tag der Men­schen mit Behin­de­rung am 03.12.2024

Pres­se­mel­dung:

Teil­ha­be an Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten ist kein Luxus

Lan­des­ver­band Lebens­hil­fe und Pari­tä­ti­scher Wohl­fahrts­ver­band kri­ti­sie­ren die Pra­xis der Stadt und Land­krei­se bei der Kos­ten­über­nah­me von Hil­fen vor Ort


Stutt­gart, 28.11.2024 – Zum Inter­na­tio­na­len Tag der Men­schen mit Behin­de­rung (3.12.2024) kri­ti­sie­ren der Lan­des­ver­band Lebens­hil­fe Baden-Würt­tem­berg e.V. und der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band Baden-Würt­tem­berg die aktu­el­le Pra­xis in zahl­rei­chen Stadt- und Land­krei­sen, Leis­tun­gen für den Hil­fe- und Assis­tenz­be­darf zur Frei­zeit­ge­stal­tung von Men­schen mit Behin­de­rung nicht zu finan­zie­ren. Das stel­le die Grund­rech­te von Men­schen mit Behin­de­rung auf Teil­ha­be infra­ge und gefähr­de die bestehen­den Ange­bo­te der Trä­ger Offe­ner Hil­fen-Diens­te vor Ort.

Die Ver­bän­de for­dern Stadt- und Land­krei­se dazu auf, ihrer Ver­ant­wor­tung gerecht zu wer­den und die Kos­ten für Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten in den Leis­tungs­ka­ta­log der Ein­glie­de­rungs­hil­fe auf­zu­neh­men sowie ver­bind­li­che Ver­gü­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit den Trä­gern vor Ort zu tref­fen. Nur so könn­ten Inklu­si­on und sozia­le Teil­ha­be im Sin­ne der UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on und des Bun­des­teil­ha­be­ge­set­zes nach­hal­tig gesi­chert werden.

Peter Ben­zen­hö­fer, Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der des Lan­des­ver­bands Lebens­hil­fe Baden-
Würt­tem­berg und selbst Mensch mit Behin­de­rung, kri­ti­siert die­se Hal­tung scharf:
„Ich habe Freun­de, die für Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten wie einen Sta­di­on­be­such des VfB Stutt­gart auf Assis­tenz ange­wie­sen sind. Sol­che Ange­bo­te gehö­ren in den Auf­ga­ben­be­reich der Offe­nen Hil­fen. Wenn jedoch die Mehr­zahl der Stadt- und Land­krei­se sich wei­gert, die­sen Bereich in die Ein­glie­de­rungs­hil­fe zu inte­grie­ren, wird sozia­le Teil­ha­be zuneh­mend unmög­lich.“ Gleich­zei­tig hebt Ben­zen­hö­fer die Not­wen­dig­keit einer per­so­nen­zen­trier­ten Unter­stüt­zung her­vor, die Men­schen mit Behin­de­rung Akti­vi­tä­ten ermög­licht, die ihren indi­vi­du­el­len Inter­es­sen und Bedürf­nis­sen ent­spre­chen: „Uns geht es dar­um, viel­fäl­ti­ge und indi­vi­du­el­le Ange­bo­te wahr­neh­men zu kön­nen. Als Roll­stuhl­fah­rer habe ich
bei­spiels­wei­se nichts von einem Grup­pen­aus­flug zur Som­mer­ro­del­bahn. Jeder Mensch hat unter­schied­li­che Bedürf­nis­se und Interessen.“

Ulf Hart­mann, Vor­stand des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­ban­des Baden-Würt­tem­berg, erklärt dazu:
„Lei­der wird die Frei­zeit­ge­stal­tung in den Pla­nungs­ge­sprä­chen zur Ermitt­lung des indi­vi­du­el­len Unter­stüt­zungs­be­darfs zur gleich­be­rech­tig­ten Teil­ha­be in allen Lebens­be­rei­chen in vie­len Fäl­len von den Stadt und Land­krei­sen als Leis­tungs­trä­ger in ihrer Bedeu­tung oft­mals unter­schätzt, nicht erfasst, weg­dis­ku­tiert oder in Zei­ten knap­per Kas­sen als „nice to have“ oder schlicht zu teu­er angesehen.

Men­schen mit Behin­de­rung haben einen Rechts­an­spruch auf gesell­schaft­li­che Teil­ha­be in der Frei­zeit. Den gilt es jetzt unein­ge­schränkt zu erfül­len. Die Offe­nen Hil­fen-Diens­te vor Ort ste­hen mit ihren Ange­bo­ten und Hil­fen bereit, um die ganz kon­kre­te Unter­stüt­zung anzu­bie­ten, die jemand benö­tigt, um die eige­ne Frei­zeit so zu gestal­ten, wie es jeder Ein­zel­ne für sich selbst möch­te. Damit sie die­se erbrin­gen kön­nen, sind aus­kömm­li­che Leis­tungs- und Ver­gü­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit den Stadt- und Land­krei­sen erfor­der­lich. Die­se gilt es jetzt end­lich zu verhandeln.“

Anna Engel­berg von der Lebens­hil­fe Ravens­burg betont:

„Die Ein­bin­dung der Offe­nen Hil­fen in den Leis­tungs­ka­ta­log der Ein­glie­de­rungs­hil­fe ist ein
ent­schei­den­der Bei­trag, um das Wunsch- und Wahl­recht von Men­schen mit Behin­de­rung zu sichern und ihre sozia­le Teil­ha­be nach­hal­tig zu stär­ken. Stadt- und Land­krei­se tra­gen dabei die Ver­ant­wor­tung, die Ange­bo­te der Offe­nen Hil­fen, die auf die indi­vi­du­el­len Bedar­fe der Men­schen mit Behin­de­rung aus­ge­rich­tet sind, sicher­zu­stel­len. Nur so kann eine inklu­si­ve Gesell­schaft ent­ste­hen, in der Men­schen mit Behin­de­rung gleich­be­rech­tigt und selbst­be­stimmt am gesell­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Leben teil­ha­ben kön­nen. Es muss ver­bind­li­che Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen Stadt- und Land­krei­sen und Offe­nen Hil­fen geben, damit Men­schen mit Behin­de­rung Teil­ha­be leben können.“

Pres­se­kon­takt:
Lan­des­ver­bands Lebens­hil­fe Baden-Würt­tem­berg e.V.,
E‑Mail: info@lebenshilfe-ravensburg.de

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen:
In Arti­kel 30 der UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on ist das Recht von Men­schen mit Behin­de­rung zur gleich­be­rech­tig­ten Teil­ha­be am kul­tu­rel­len Leben ver­an­kert. Das Land Baden-Würt­tem­berg hat unlängst den zwei­ten Akti­ons­plan der Lan­des­re­gie­rung zur Umset­zung der UN- Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on in Baden-Würt­tem­berg beschlos­sen. Die­ser ent­hält Maß­nah­men und Zie­le der Lan­des­re­gie­rung zur För­de­rung gleich­be­rech­tig­ter Teil­ha­be am gesell­schaft­li­chen Leben und in der Frei­zeit. Men­schen mit Behin­de­rung benö­ti­gen hier­bei in vie­len Fäl­len behin­de­rungs­be­dingt Assis­tenz und Unter­stüt­zung bei der Wahr­neh­mung von Ange­bo­ten. Das Bun­des­teil­ha­be­ge­setz sieht
dafür eine indi­vi­du­el­le Bedarfs­be­mes­sung vor. Dabei soll der indi­vi­du­el­le Unter­stüt­zungs­be­darf zur gleich­be­rech­tig­ten Teil­ha­be in allen Lebens­be­rei­chen ermit­telt und in einem Pro­zess auf Augen­hö­he mit dem leis­tungs­be­rech­tig­ten Men­schen beschie­den werden.

Der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band Baden-Würt­tem­berg ist einer der sechs aner­kann­ten Spit­zen­ver­bän­de der frei­en Wohl­fahrts­pfle­ge. Er ist kon­fes­sio­nell, welt­an­schau­lich und par­tei­po­li­tisch unab­hän­gig. Er steht für Soli­da­ri­tät, sozia­le Gerech­tig­keit und Teil­ha­be und wen­det sich gegen jeg­li­che Form sozia­ler Aus­gren­zung. Ihm sind in Baden-Würt­tem­berg über 930 selb­stän­di­ge Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen mit ins­ge­samt rund 2000 sozia­len Diens­ten und Ein­rich­tun­gen ange­schlos­sen sowie rund 50.000 frei­wil­lig Enga­gier­te und 80.000 Haupt­amt­li­che. Ihm gehö­ren 22 Frau­en­häu­ser an.

Wei­te­re Infos unter www.paritaet-bw.de Lan­des­ver­band

Lebens­hil­fe Baden-Würt­tem­berg e.V.
Der Lan­des­ver­band Lebens­hil­fe Baden-Würt­tem­berg e.V. ist der Zusam­men­schluss von 62 Orts- und Kreis­ver­ei­ni­gun­gen der Lebens­hil­fe mit ins­ge­samt 22.000 Ein­zel­mit­glie­dern sowie 43 wei­te­ren Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen. Wesent­li­che Auf­ga­be des Lan­des­ver­ban­des Lebens­hil­fe ist es, die Inter­es­sen (ins­be­son­de­re geis­tig) behin­der­ter Men­schen und ihrer Ange­hö­ri­gen gegen­über der Lan­des­po­li­tik und den Leis­tungs­trä­gern zu ver­tre­ten. Wir sind Trä­ger des Bun­des­frei­wil­li­gen­diens­tes (BFD) und des Frei­wil­li­gen Sozia­len Jah­res (FSJ). Der Lan­des­ver­band ist eine Selbst­hil­fe­or­ga­ni­sa­ti­on und wur­de 1964 gegründet.

Jede Hilfe zählt!

Bitte unterstützen auch Sie die Arbeit der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen.