Vom BfD zur Heilerziehungspflege-Ausbildung bei der Lebenshilfe – eine Erfolgsgeschichte
Alter: 30
Name: Zerimanana Manjarilazasoa
Heimatort: Andilamena, Madagaskar
Schulbildung: Abitur, Jura-Studium ohne Abschluss, 2018 Deutsch-Kurs am Goethe Institut in Madagaskar
„Hier ist es klein und familiär und die Kollegen und Kolleginnen sind toll und hilfsbereit. Es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen und nicht wie auf Arbeit zu sein.“
1. Als erstes möchten unsere Leserinnen und Leser natürlich wissen, wer Sie sind und welchem Beruf Sie bei der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd nachgehen.
Mein Name ist Zerimanana Manjarilazasoa und ich komme aus Andilamena, einer ländlichen Gemeinde im Landesinneren von Madagaskar. Nach meinem Abitur habe ich Jura studiert, was ich aber nicht abgeschlossen habe, da die Berufsaussichten in meiner Heimat nicht so gut sind und man während des Studiums kaum Einblick in die Praxis erlangt. 2018 habe ich mich dafür entschieden am Goethe-Institut-Madagaskar Deutsch zu lernen, da auch schon Freunde von mir in Deutschland waren und mir von ihren guten Erfahrungen im Bundesfreiwilligendienst (BfD) berichteten. Bei der Finanzierung der Deutsch-Kurse half mir meine Familie. Der Bruder meiner Mutter lebte bereits in Berlin und so kam es, dass ich mich 2019 nach Deutschland beworben habe. Anfangs hatte ich nicht gedacht, dass ich jemals nach Deutschland kommen würde.
Am 1. Juli 2019 trat ich dann die Stelle als Bundesfreiwilligendienstleistende in einer sozialen Einrichtung, dem Emmi-Pikler-Haus für traumatisierte Kinder in Berlin, an. Die Bearbeitung seitens der deutschen Botschaft in der madagassischen Hauptstadt Antananarivo dauerte über zwei Monate, bevor ich endlich im Sommer 2019 nach Deutschland reisen und meine Stelle antreten konnte. „Mein Eindruck ist, dass Alles versucht wird, zu verhindern, dass junge Menschen aus Madagaskar ihr Glück im Ausland suchen.“
Zunächst lebte ich für eine befristete Zeit bei einer Gastfamilie. Da die Wohnsituation in Berlin aber sehr schwierig und teuer war, beschloss ich nach Schwäbisch Gmünd, in die Stadt zu ziehen. So kam es das ich meinen BfD im Süden Deutschlands, bei der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd, weiterführte. Hier wurde ich auch gleich bei der Wohnungssuche unterstützt. Alle waren sehr herzlich und hilfsbereit. Im Anschluss an meinen Bundesfreiwilligendienst begann ich mit meiner dreijährigen Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin bei der Lebenshilfe. Im kommenden Jahr werde ich meine Abschlussarbeit schreiben.
2. Wie sind Sie auf die Lebenshilfe gekommen?
Ein Freund von mir, war bereits als Azubi bei der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd und hat mir vorgeschlagen, mich ebenfalls hier zu bewerben.
3. Wussten Sie schon früh, dass Sie im sozialen Bereich arbeiten möchten?
Ja, denn bereits während meines Jura-Studiums wurde mir immer bewusster, dass ich lieber mit Menschen arbeiten möchte.
4. Was gefällt Ihnen an der Arbeit mit Menschen mit Behinderung?
Fast alles gefällt mir. In Madagaskar hatte ich nicht gedacht, dass Menschen mit Behinderung so viel machen können. In meiner Heimat leben sie eher im Hintergrund und es gibt kaum Unterstützung für sie und ihre Angehörigen. In Deutschland ist das anders, hier gibt es für sie viele Möglichkeiten am „normalen“ Leben teilzunehmen. Menschen mit Behinderungen können Schulen besuchen, arbeiten gehen oder mit ihren Betreuern Ausflüge machen.
5. Wieso haben Sie sich nach dem BfD für den Beruf als Heilerziehungspflegerin entschieden?
Es war eher eine spontane Entscheidung, am Anfang wollte ich nach dem BfD weiter Jura studieren oder Kinderkrankenschwester werden, aber danach kam das Angebot von der Lebenshilfe, eine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin zu beginnen und das fand ich auch sehr interessant.
6. In welchen Fachbereichen der Lebenshilfe haben Sie gearbeitet und was waren Ihre Aufgaben?
Meinen Bundesfreiwilligendienst habe in verschieden Bereichen der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd absolviert. Unter anderem im Kindergarten Wirbelwind, im Familienunterstützenden Dienst (FUD) sowie im Wohnheim in der Klarenbergstraße.
7. Hatte Ihr BfD Auswirkung auf Ihre Berufswahl?
Ja, es war eine wichtige Entscheidungshilfe für meine spätere Berufswahl.
8. Was macht Ihrer Meinung nach einen gute/n Heilerziehungspfleger/in (HEP bzw. eine gute HEP) aus?
Als Heilerziehungspflegerin sollte man geduldig, kreativ, aufmerksam und verantwortungsbewusst sein.
9. Wie gefällt Ihnen die HEP-Ausbildung bislang?
Mir gefällt die Ausbildung sehr gut. Meine schulische Ausbildung absolviere ich am Loreto, einem Bildungszentrum für soziale Berufe in Schwäbisch Gmünd. Ich habe von Anfang an immer versucht auf Deutsch zu sprechen, um meine Sprachfähigkeiten zu verbessern. Die praktische Ausbildung in den verschiedenen Einrichtungen der Lebenshilfe ist sehr abwechslungsreich.
10. Gibt es auch etwas, das erstmal schwierig war?
Die Sprache ist das Schwierigste. Ich muss jeden Monat Berichte für die Berufsschule schreiben, was nicht einfach ist. Im nächsten Jahr, 2024, werde ich meine Facharbeit schreiben und meine Ausbildung beenden.
11. Was macht die Ausbildung in der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd so besonders?
Hier ist es klein und familiär und die Kollegen und Kolleginnen sind toll und hilfsbereit. Es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen und nicht wie auf Arbeit.
12. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich möchte gerne bei der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd bleiben, egal in welchem Bereich, in der Kita oder im Wohnbereich. Das soziale Miteinander ist so toll, dass ich ein Jurastudium , wie ursprünglich geplant, nicht mehr verfolgt habe.
13. Sie investieren viel Kraft und Zeit in Ihre Arbeit in der Behindertenhilfe. Wie laden Sie Ihre Batterien wieder auf?
Ich gehe gerne mit Freunden ins Kino oder wir machen Ausflüge in andere Städte, wie Stuttgart oder Straßburg. Aber manchmal kann ich einfach nicht nein sagen, wenn ich gefragt werde, ob ich heute bei der Arbeit einspringen kann, dann ist es für mich selbstverständlich auszuhelfen.
14. Wie beginnt denn Ihr Arbeitstag typischerweise – und wie endet er?
Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem in welchem Wohnheim ich arbeite. Von der Frühschicht bis zur Spätschicht – ist alles dabei.
15. Das Zusammensein mit den Kolleginnen und Kollegen ist für Sie eine Bereicherung. Was ist für Sie denn „typisch mein Team“?
Ich habe das Gefühl, dass ich zu Hause und nicht auf der Arbeit bin. Die Kollegen und Kolleginnen sind einfach toll.
16. Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis bei uns – mit Klient*innen oder Kolleg*innen?
Gleich am ersten Tag meiner Heilerziehungspfleger-Ausbildung ging es für eine Woche ins Allgäu. Mit drei Kolleg*innen und fünf Bewohner*innen fuhren wir mit dem Lebenshilfebus auf einen Bauernhof ins Allgäu und verbrachten dort eine wunderschöne Zeit. Auch die weiteren Freizeiten mit unseren Klient*innen an den Bodensee und nach Schwäbisch Hall gefielen mir sehr gut.
17. Was wollten Sie den Menschen, die sich für eine berufliche Ausbildung als HEP oder für einen Freiwilligendienst (BfD oder FSJ) interessieren unbedingt mit auf den Weg geben?
Ich würde es jedem empfehlen, ein soziales Bildungs- und Orientierungsjahr zu machen. Auch das Geld hat gereicht, da man zu den 560 EUR zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Unterkunft bekommt.
18. Was vermissen Sie in Deutschland?
Ich vermisse natürlich meine Familie und das Essen. Aber unser typischen Essen kann ich auch hier kochen.
19. Was gefällt Ihnen in Schwäbisch Gmünd?
Ich mag Schwäbisch Gmünd, die Stadt ist nicht so stressig wie z. B. Berlin.
20. Wie muss man sich Pflege in Madagaskar vorstellen?
Es gibt nur wenige, kleine und wenig gepflegte Altenheime. Prinzipiell übernimmt die Pflege die Familie, da es den Angehörigen oft auch an finanziellen Mitteln fehlt.
21. Wann besuchen Sie mal wieder Ihre Heimat?
Ich werde erst wieder nach meiner Ausbildung in meine Heimat reisen können, da ich meine Geschwister finanziell unterstütze und ich kein Geld für den Flug habe. Auch mein Bruder möchte nach Deutschland kommen, um ein FSJ zu absolvieren. Derzeit bezahle ich ihm den Deutsch-Kurs in Madagaskar.
22. Was kann die Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd tun, um mehr junge Menschen aus Madagaskar zu gewinnen?
Es braucht sehr viel Geduld. Vielleicht sollte die Lebenshilfe mit der Botschaft in Kontakt treten und das Unternehmen vorstellen. Die Motivationsschreiben der jungen Menschen werden durch die Botschaft sehr genau geprüft. Die jungen Menschen sollen motiviert sein, nach der Auslandserfahrung zurückzukommen.
Wir bedanken uns recht herzlich für das Interview und wünschen weiterhin viel Freude im Team der Lebenshilfe!
Über die Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd: In und um Schwäbisch Gmünd unterstützen wir Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen von der Kindheit bis ins hohe Alter. Wir engagieren uns für eine inklusive Gesellschaft. Bei uns steht immer der Mensch im Mittelpunkt. Vielfalt sehen wir als Bereicherung. Wir sind nicht konfessionell gebunden und stehen für ein offenes und tolerantes Miteinander.
Tragen auch Sie durch Ihre Mitarbeit bei der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd dazu bei, Menschen mit Behinderung gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.
Denken Sie, ein Sozialer Beruf könnte zu Ihnen passen? Etwas …
- mit Herz,
- mit Sinn,
- mit Perspektive,
- mit ganz besonderen Momenten
- und beruflicher Sicherheit?
Vielleicht wissen Sie nur noch nicht genau, welche Sozialen Berufe oder welche Ausbildungen, Freiwilligendienste oder ehrenamtliche Tätigkeiten für Sie in Frage kommen.
Bei uns kann man in verschiedene soziale Berufe in der Behindertenhilfe einsteigen. Auf diesen Seiten geben wir einen ersten Überblick. https://lhgmuend.de/mitarbeit/
Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen Schwäbisch Gmünd gGmbH
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